Ich würde sooo gerne Mal bei einer kambodschanischen Großfamilie zu Abend essen. Fernab von organisierten Touren... Es sieht nicht so aus, als ob mich jemand zu sich nach Hause einladen würde. Also ergreife ich die Initiative und frage meinen Tuk-Tuk-Fahrer Bho, der mich den ganzen Tag zu den von mir gewünschten Orten fährt, ob er mich abends zu seiner Familie zum Abendessen mitnimmt. Er sagt sofort zu, aber ich bitte ihn, dennoch kurz seine Mutter anzurufen. Bho arbeitet mit dem Hotel zusammen, indem ich wohne. Trotzdem möchte ich, dass er seine Adresse aufschreibt und sage im Hotel und Ellen (meine Mitbewohnerin) Bescheid.
Abends fahren wir mit seinem Moped (ohne Helm, ich in Jeans, T-Shirt, Flip-Flops) ca. 20 km aus Siem Reap heraus in ein Dorf namens "Bakhom". Hier wird offensichtlich Reis angebaut und die Holzhäuser sind auf Stelzen. Die Menschen haben an der Straße ihre Tische und decken gerade für das Abendessen. Viele Hunde streunen herum. Wir fahren über Feldwege und Schlamm bis wir endlich bei seinem Haus ankommen. Leider kann ich nicht so viel sehen, weil die Beleuchtung sehr sparsam ist. Seine Großfamilie (Mutter, Vater, fünf Brüder, eine Schwester, ein Neffe) erwarten uns schon und leuchten mir mit der Taschenlampe den Weg.
Offensichtlich lebt seine Familie ebenfalls von der Landwirtschaft. Ich sehe Landwirtschaftsmaschinen auf dem Hof stehen. Er stellt mir jeden einzelnen seiner Familie vor und übersetzt. Außer ihm spricht keiner in seiner Familie Englisch. Seine Familie stellt mir Fragen wie "Denkst du, dass die Menschen in Kambodscha oder in Deutschland glücklicher sind?" oder "Ist unser Haus für deutsche Verhältnisse groß oder klein?". Es gibt Reis, Rühreier und Gemüse zu essen, dazu ein Becher Wasser.
Wie alle Eltern wollen auch seine Eltern ihn und mich verkuppeln. Sein Vater erzählt, dass er einen Film gesehen hätte, wo die Ehe zwischen einer Kambodschanerin und einem Amerikaner funktioniert hätte. Ich briefe Bho seinen Eltern zu erzählen, dass ich bereits verheiratet bin und mein Ehemann in Phnom Penh auf mich wartet. Er ist ein deutscher Ingenieur und ist für eine gewisse Zeit für seine Firma nach Phnom Penh entsandt worden...
Als wir zu meinem Hotel wieder aufbrechen gebe ich Bho einen 10 US Dollar-Schein und sage ihm, vielleicht möchte er ja seinen Eltern etwas geben. Er gibt den Schein seiner überglücklichen Mutter:-) Die Familie guckt mich an, als hätte ich ihnen einen 500-Euro-Schein geschenkt. Offensichtlich hat hierzulande wohl die Frau das Sagen;-)
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